A Haunting in Venice (2023) (2024)

Eine Filmkritik von Rahel Schmitz

Hercule Poirot auf Geisterjagd

Bereits sechs Jahre ist es her, dass Kenneth Branagh in „Mord im Orient Express“ (2017) zum ersten Mal den ikonischen Meisterdetektiv Hercule Poirot mimte und zugleich als Regisseur und Produzent agierte. Die aufwendig angelegte Produktion samt beeindruckendem Cast konnte zwar in den Kritiken nur bedingt überzeugen, war jedoch zumindest in finanzieller Hinsicht ein voller Erfolg. Es folgte 2022 die zweite Christie-Adaption, „Tod auf dem Nil“. Nun ist Branaghs dritter Poirot-Krimi erschienen: „A Haunting in Venice“ folgt zu weiten Teilen dem Erfolgsrezept der beiden Vorgänger und setzt auf bombastische Produktionswerte und eine illustre Darstellendenriege. Doch der Film schlägt auch eine völlig neue Richtung ein und präsentiert sich als Hommage an den klassischen Gothic-Horror.

Venedig, 1947: Hercule Poirot ist im Ruhestand und lebt inzwischen in der glamourösen Lagunenstadt, wo er sich von der Außenwelt weitestgehend abgeschottet hat. Am Abend des 31. Oktobers besucht er, beauftragt von einer Freundin, der Autorin Ariadne Oliver (Tina Fey), widerwillig eine Séance, die in einem heruntergekommenen Palazzo abgehalten wird. Er soll Mrs. Reynolds (Michelle Yeoh), die als Medium auftritt, als Betrügerin enttarnen. Doch dann wird einer der Séance-Teilnehmenden ermordet – und Poirot muss sich einem Fall stellen, der nicht nur mit einem tragischen Todesfall im vergangenen Jahr zusammenhängt, sondern ihn zugleich an die Grenzen seines rationalen Denkens bringt.

Nahezu unzählige Male sind die Detektivgeschichten rund um Hercule Poirot bereits verfilmt worden. Einige dieser literarischen Vorlagen von Agatha Christie sind inzwischen dermaßen bekannt, dass jegliche neue Adaption es schwer hat, gegen ihre Vorgänger anzukommen – so auch bei Mord im Orient Express und Tod auf dem Nil. Nur wenige Kriminologen haben einen dermaßen ikonischen Bekanntheitsgrad erreicht wie Poirot. Um aus dieser Masse an Filmen hervorzustechen, muss eine Neuadaption zwangsläufig neue Wege gehen. Damit strauchelten die beiden eingangs erwähnten Vorgängerfilme, denn sie waren einerseits zu konventionell und andererseits zu gekünstelt. Ihnen fehlte die Leichtigkeit und Glaubhaftigkeit, die beispielsweise in den 1970er- und 80er-Jahren noch die Filme mit Peter Ustinov in der Hauptrolle vermittelten.

Nun schlägt A Haunting in Venice von Anfang an eine völlig neue Richtung ein: Der Film stellt sich als eine Kreuzung aus Agatha-Christie-Whodunit und Gothic-Horror heraus. Hercule Poirot zweifelt an seinem eigenen Verstand – den für ihn wichtigsten Besitz – und muss sich der Frage stellen, ob es nicht doch Gespenster in dieser Welt gibt. Auf unerklärliche Weise weiß das Medium Mrs. Reynolds private Dinge über ihn; wie von Geisterhand fliegen Türen und Fenster auf; ein mysteriöses Wispern raunt durch den alten, verfallenen Palazzo. In puncto Inszenierung zieht A Haunting in Venice dabei alle Register, die man auch von Filmen wie Schloß des Schreckens (1961) und Bis das Blut gefriert (1963) kennt. Immer wieder kommen verstörende Nahaufnahmen, verzerrte Perspektiven und schräge Kamerawinkel zum Einsatz; jede Einstellung strotzt vor Symbolik und Bedeutung. Auch die beeindruckenden Aufnahmen Venedigs im Dunkeln tun ihren Teil, um die nötige Atmosphäre zu erzeugen.

Dennoch ist die Inszenierung nicht immer stilsicher und insbesondere die erste Hälfte des Films tapst noch etwas unbeholfen um den richtigen Tonfall umher. Dann entwickelt der Film aber Strahlkraft und es ist ein wahres Vergnügen, das Kammerspiel der Schauspielerinnen und Schauspieler zu betrachten, die allesamt ihr Bestes geben. Da ist es auch leicht zu verzeihen, dass die Auflösung des Falls für das aufmerksame Publikum recht vorhersehbar ist.

Agatha Christies Vorlage, Die Halloween-Party (1969; in Deutschland ursprünglich unter dem Titel Die Schneewittchen-Party erschienen), ist eindeutig nicht der stärkste Krimi im Gesamtwerk der Autorin. Deswegen ist die Erzählung bis heute eher unbekannt und genau das macht sich Branaghs neuester Film zunutze. A Haunting in Venice nimmt sich große Freiheiten im Umgang mit der Vorlage: Handlungsort, Charaktere, Kriminalfall – all diese Elemente werden in der Adaption abgeändert und neuinterpretiert. Dem Gedanken eines Christie-Myseriums bleibt die Adaption dabei stets treu, erschafft aber zugleich die Bedingungen für das bessere filmische Erlebnis. So wird aus einem englischen Landhaus die beeindruckende Kulisse Venedigs, Christies eher spartanisch angelegte Charaktere werden dreidimensional ausgefüllt und der Fall an sich deutlich düsterer gestaltet. Daher ist A Haunting in Venice trotz aller Schwächen der mutigste und überzeugendste Film unter den bisherigen Christie-/Branagh-Produktionen.

Der übernatürliche Mystery-Thriller basiert auf dem Roman „Die Halloween-Party“ von Suspense-Großmeisterin Agatha Christie. „A Haunting in Venice“ spielt im düster-unheimlichen Venedig der Nachkriegszeit am Abend vor Allerheiligen. Hercule Poirot, inzwischen im Ruhestand, lebt im selbstgewählten Exil in der glamourösesten Stadt der Welt. An besagtem Abend nimmt er nur widerwillig teil an einer Séance in einem verfallenen Palazzo, in dem es angeblich spukt. Als einer der Gäste ermordet wird, gerät der Detektiv in eine abgründige Welt voller Schatten und Geheimnisse…

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